Eckdaten und Lage:
Der Jezerca (albanisch Maja e Jezercës) ist mit 2.694m der höchste, ganz in Albanien liegende Berg. Er ist Teil der nordalbanischen Alpen (Prokletije). Der Gipfel liegt in unmittelbarer Nähe zur Grenze nach Montenegro. Tourenhinweise und geführte Touren starten meist im Westen von Theth aus oder von der montenegrinischen Seite im Norden des Gipfels. Die auf dieser Seite skizzierte Rundroute hat das kleine Dorf Valbona, das südöstlich des Gipfels liegt, als Ausgangspunkt und wurde Ende Juli 2014 bewandert.
Wetter, Klima:
Selbst im Sommer muss in den nordalbanischen Alpen und insbesondere direkt im Gebirge mit heranziehenden Nebelfeldern, Regenschauer und schnell aufziehenden Gewittern gerechnet werden. An heißen Tagen sind die Temperaturen im Valbona-Tal meist um ungefähr 10 Grad niedriger als an der Adria-Küste und überschreiten selten die Marke von 30°C. In der Nacht kühlt sich die Luft stark ab, so dass Anfang Oktober die Null-Grad-Grenze im Valbona-Tal unterschritten wird.
Bedingt durch Tal- und Bergwinde ist es im Gebirge selten windstill. Oberhalb der Baumgrenze, die bei ca. 1.600m liegt, sind die Temperaturen nochmals einige Grade niedriger. Die Monate Juli und August sind regenarm; schnell aufkommende und ergiebige Gewitter sind wahrscheinlich. In Gipfelnähe fallen die Temperaturen im Juli/August auf Werte zwischen 10°C und 20°C. Dabei weht meist mindestens ein leichter Wind.
Eine vergleichsweise gute Wetterauskunft für Valbona liefert die Website Meoweather (Ort: Valbona, Albanien).
Routenbeschreibung:
GPS-Kordinaten des Gipfels: |
19,8127986° O / 42,4420668° N |
Weglänge zum Gipfel (Linien-Kilometer): Gesamte Weglänge (Linien-Kilometer): |
9,2 km 21,9 km |
Gemessene Höhenunterschiede zum Gipfel: Gemessene Höhenunterschied Rückweg: |
2.100m Steigung, 360m Gefälle 200m Steigung, 1.890m Gefälle |
Schwierigkeitsgrad (UIAA-Skala) | II - III |
Nur ein erfahrener Wanderer sollte sich ohne Führung durch einheimische Bergführer auf den Weg zum Gipfel machen. Der Tagessatz für einen Bergführer liegt zwischen 50 EURO und 100 EURO und ist gut investiertes Geld. Ohne GPS (Akku-Leistung mind. 24 Stunden!) und ohne Kompass besteht die große Gefahr, sich zu verlaufen, und auch der Rückweg ist schnell unauffindbar. Bei ungeführten Touren sollte auch ein Satelliten-Telefon mitgeführt werden, da die Region unbewohnt ist und auch nur selten Menschen angetroffen werden.
Bei den Einheimischen gilt der Aufstieg zum Gipfel von Valbona aus über Kukaj als der schwierigere Weg. Deshalb wird von den Bergführern bei den geführten Touren auch der Weg über Rrogam gewählt. Dies ist in der hier vorgestellten Rundroute der Rückweg. Aus Sicht des Autors sind die Wege über Kukaj und Rrogam vergleichbar schwer. Für den Aufstieg sollte - wie hier vorgestellt - der Weg über Kukaj bevorzugt werden, da er als Rückweg wesentlich schwerer zu finden sein wird.
Kukaj (siehe Foto rechts) ist eine kleine Siedlung, die bereits nach weniger als eine Stunde erreicht wird. Bis Kukaj und auch noch die zwei darauf folgenden Kilometer führt die Route über einen gut zu laufenden Schotterweg. In Kukaj überquert man einen Bach, der im Normalfall auch im Hochsommer noch Wasser führt (siehe Foto). Die nächste Wasserstelle ist erst wieder auf dem Rückweg nahe Rrogam zu finden. Selbst im Hochsommer sind normalerweise zumindest in Gipfelnähe noch kleinere Schneefelder vorhanden.
Hinter Kukaj wird der Schotterweg zunehmend schlechter und endet schließlich in einer kleinen Grünfläche. Von hier aus gilt es, sich einen geeigneten eigenen Weg durch die teilweise felsigen Grünflächen und wilden Wälder zu suchen. In den Waldflächen sind teilweise Trampelpfade sichtbar. Teilweise führen diese jedoch nicht in die richtige Richtung sondern in Richtung des Berges Maja Rosit! Kurz bevor die felsige Gebirgskante erreicht wird, muss ein sehr dicht bewachsener Laubwald durchquert werden. Hier ist es schwierig, die richtige Richtung beizubehalten. Ständige Kontrolle von GPS und Kompass helfen dabei.
Hinter dem Wald wird die felsige Gebirgskante erreicht. Die Höhe beträgt hier ca. 1.400 m. Verschiedene Geröllfelder zeigen die möglichen Wege hinauf zur nächsten Gebirgskante. Hier ist es wichtig, den richtigen Aufstieg zu finden. Der Einsatz von Kletterseilen und vergleichbaren Hilfsmitteln ist nicht zwingend erforderlich! Oder anders herum: Ist der weitere Aufstieg nur mit einem Kletterseil möglich, so ist man nicht auf dem einfachsten Weg unterwegs. Sofern im Winter sehr viel Schnee gefallen ist und der Sommer nicht zu heiß ist, kann dieser Aufstieg selbst im Sommer bereits das Überqueren von vereisten Schneefeldern erfordern.
Bilder von links nach rechts: (a) Am Fuß vor der Gebirgskante auf ca. 1.450m Höhe, (b) Gebirgsgrenze: Auf dem Weg nach oben, (c) Gebirgsgrenze: Auf dem Weg nach oben, (d) Gebirgsgrenze: Der Blick zurück
Die Namensgebung der Bilder stimmt überein mit den Positionsnamen in der GPX-Datei (siehe unten). Klicken Sie auf ein Foto, um jeweils die hochauflösende Darstellung angezeigt zu bekommen.
Die Gebirgsgrenze (bzw. -kante) liegt oben auf einem Niveau von ca. 2.000m. Ab dort geht es über leicht ansteigenden Schotterflächen, die auch im Sommer teilweise noch schneebedeckt sein können (siehe Foto), weiter. Hier gilt es nur, ostwärts die richtige Richtung zu halten; der genaue Weg ist nicht wichtig. Nach ungefähr zwei Kilometern wird die Stelle für den weiteren Aufstieg erreicht. Hier ändert der weitere Weg seine Richtung. Es geht nun südwärts in das Felsmassiv. Der Weg ab hier ist derselbe wie der Weg, den die Wanderer aus Montenegro kommend nehmen, und der Weg ist deshalb ab hier markiert (siehe Foto).
Ab hier geht es wieder steiler bergauf und teilweise muss geklettert werden. Der Weg ist gut markiert. Nach einer Weile wird das bekannte Schneefeld im Norden des Gipfels erreicht. Es ist recht steil und natürlich im Sommer stark vereist. Achtung: Hier empfiehlt es sich unbedingt, Steigeisen und Trekkingstöcke oder ähnliche Hilfsmittel zu benutzen.
Nach dem Passieren des Schneefeldes geht es zunächst leicht in die des Gipfels entgegengesetzte Richtung (südwestliche Richtung). Die geglaubte Ankunft verzögert sich durch diesen Umweg erheblich. Durch die gute Markierung des Weges ist ein Verlaufen hier nahezu unmöglich. Man hat das Gefühl, als würde man den Gipfel fast vollständig umrunden, bevor man das Gipfelkreuz erkennt. Es ist geschafft!
Für den anschließenden Rückweg liegen leider keine Fotos vor. Unter den Einheimischen gilt der Rückweg als einfach. Nach den ersten ungefähr 400 Metern gelangt man an die schwierigste Stelle des Weges. Er führt über einen knapp 20 Meter tiefen, steilen Abhang. Eine einigermaßen in der Nähe liegende Alternativroute scheint es nicht zu geben. Als Hilfe für den Abstieg wurde hier ein dickes Drahtseil angebracht. Da Drahtseile mit normalen Handschuhen nicht benutzbar sind und auch mit bloßen Händen nur ungenügende Haftung ermöglichen, war ich froh, dass ich ein 40 Meter langes Hilfskletterseil (9mm stark, 800kg Tragkraft) und einen Karabiner dabei hatte. So konnte ich diese Stelle ohne Probleme passieren.
Trotz der Wegmarkierungen und GPS ist der richtige Rückweg in Teilen schwer zu finden. Die Gegend ist zunächst stark zerklüftet und weiter unten folgen steil abfallende Grashänge, die mit Geröllsteinen übersät sind. Deshalb sind die Markierungen nicht immer leicht zu finden und auch nicht eindeutig hinsichtlich des richtigen Weges.
Benötigte Zeit
Bei gutem Wetter, sehr guter Kondition, ohne Verlaufen und ohne größeren Pausen ist die gesamte Tour so gerade noch an einem Tag zu schaffen. Der durchschnittliche Wanderer wird unterwegs übernachten müssen. Möglichkeiten zum Aufstellen kleinerer Zelte sind ausreichend gegeben. Schutzhütten sind weder auf der Strecke noch in Routennähe vorhanden. Im Hochsommer kann in trockenen Nächten mit wärmender und winddichter Kleidung auch ohne Zelt und Schlafsack übernachtet werden.
GPS-Routen
Die GPX-Datei für den Hinweg zum Gipfel wurde Ende Juli 2014 aufgezeichnet. Bedingt durch die Felsen war der GPS-Empfang in Gipfelnähe und bei den mit '?' gekennzeichneten Positionen derart schlecht, dass hier die Positionen im Nachhinein bearbeitet werden mussten.
Für den Rückweg kann die bei Wikiloc vom User Genc Bregu abgelegte GPX-Datei empfohlen werden. Dabei sollte beachtet werden, dass in dieser Log-Datei die gleiche Route sowohl als Hin- als auch als Rückweg enthalten sind.
Download: Hinweg (GPX) | Downloads: 7773 |